Ich hab vor einer Weile mein Herz an Russland verloren.
Und es lag teilweise an diesem Gericht.
Es war Winter, tiefster Winter, also nicht so ein milder Winter wie wir das in Deutschland kennen. Es war ein richtiger Winter, ein russischer. So mit Pelzhut, Pelzmantel, geplatzte Frontscheiben und -27°.
Und ich war in Sibirien und wollte zelten gehen.
Kein Scheiß.
Ich weiß, ich hab manchmal die sonderbarsten Ideen.
Und tatsächlich ich habe es durchgezogen. So mit allem was dazu gehört: steife Finger, schlaflose Nächte, Vodka, viel Vodka, Schneegestöber und Eisbewegungsgeräusche die nachts so häufig und so laut waren, dass dagegen ein 2für1 Abend beim Ballermann mitte im August das Claire de Lune Konzert von Chopin war.
Aber das ist nicht der Punkt dieser Geschichte, der Punkt dieser Geschichte ist der Moment als ich vom Trek zurück kam, die Türschwelle von Galinas B&B in Irkutsk betrat und mir, neben der wohligen Wärme (31°, Russen kennen wohl keine Heizkostenabrechnung), der wunderbare Duft von Blinis in die Nase stieg. Die erste Mahlzeit über den Gefrierpunkt nach 5 Tage gefrorene Datteln lutschen.
Galina hatte Dekor Teller an der Wand, 3 bis 4 Häkeldeckchen auf jede Oberfläche ihrer Küche und einen nie endenden Berg von Blinis auf ihrem Tisch, der sich wie durch Zauber immer wieder auffüllte.
Ich war in Babuschka Wonderland: Tausend eingelegte Früchte aus den letzten Sommer, Marmeladen so süß dass sie kristallene Krüste bekommen hatten wie eine Creme Brulee, Schüssel voll mit Smetana, der russische Schmand, cremigerer und gehaltvoller als sein schmächtiger deutscher Cousin und Kaviar, Kaviar in ungesunden Mengen.
Der Rest ist Geschichte: Ich für immer in Blinis verliebt wie Sean Connery in From Russia with Love. Nur dieses mal mit Happy End, wie man unten weiterlesen kann.