Vegan Backen V – BRIOCHE-BRÖTCHEN MIT ERDBEER-CHIA-KONFITÜRE
Fotos: Karla Gottschow
Rezept: Julia Luck
Text: Leonie Kantratowicz
Und? Welche Gedanken schießen Euch so durch den Kopf, morgens, beim Aufstehen? Wenn man sich, noch vollkommen schlaftrunken und orientierungslos, aus den Tiefen der Daunendecken und Memory-Kissen wühlt, nach einigen lethargischen, verwirrten Minuten aus dem Bett schlurft und hofft, wenigstens aus Zufall das Badezimmer zu finden. Spätestens, wenn der Kopf mit dem Gesicht voran über die Oberfläche des Badezimmerspiegels schmiert und einen akkuraten dreifarbigen Zahnpasta-Chemtrail hinterlässt, fragt man sich doch, welch aufregende, spannende Ereignisse der neue Tag wohl mit sich bringen wird.
Ich frage mich meist vor allem, was es zum Frühstück gibt. Aber das kommt wohl aufs gleiche hinaus.
Wie ich nun aber auf einer Wolke sitzen und mir die sausende Luft um die Nase wehen lassen kann, verstehe ich nun allerdings nicht so recht. Ich meine das sehr ernst, wenn ich sage „Ich sitze auf einer Wolke.“ Denn genau das tue ich: Überall nur fluffiger weicher Wattebausch um mich herum und unter meinem Poschi. Ansonsten blauester Strahle-Himmel – und noch mehr goldige Wattebäuschchen soweit das Auge reicht. Natürlich habe ich schon den reality-check gemacht. Stoned bin ich nicht. Also nicht, dass ich wüsste. Ach, und schlafen tue ich scheinbar auch nicht, nur, falls jemand fragt. Ich gehe auch fest davon aus, dass ich nicht einfach über den Jordan gegangen bin, da mir mein Arzt erst vor Kurzem eröffnet hat, ich hätte einen Ruhepuls wie Steffi Graf und darauf bilde ich mir ziemlich was ein.
Die Situation bleibt also unverändert absurd.
Aber ich finds schön hier. Mich überfällt ein Gefühl von Geborgenheit und glucksender Glückseligkeit, während die Welt sanft unter mir vorüber zieht. In Erdkunde habe ich meist Schiffe versenken mit meiner Sitznachbarin gespielt, darum kann ich nicht sa… Oh! Ist das da unten nicht Paris? Oh la la, tatsächlich! Da werde ich ja ganz nostalgisch hier oben auf meinem kuscheligen Wölkchen. Unmittelbar summt Joe Dassin in meinem Kopf und trägt mich über seinen Champs-Elysées durch die Stadt, ihre Parks und über die Brücken, unter denen die Seine ihre geschwungenen Bahnen zieht. Beschwingten Schrittes gehen die eleganten Pariserinnen an mir vorbei und Zeitungen knistern, während Herren durch die Seiten blättern und ihre Hände gleichzeitig nach der dampfenden Tasse Café au Lait suchend über die runden Bistro-Tische wandern lassen. Vom lebhaften Stimmengewirr, Lachen und dem entfernten Läuten der Savoyarde in meinem Kopfkino eingelullt, drehe ich mich auf den Bauch und kuschel mich tiefer in mein fluffig-goldiges Wolkenbett. Der unwiderstehliche, weiche Duft von warmem zart-süßem Hefeteig hüllt mich ein und nimmt mich mit. Wolken kann man nicht essen, aber ich bin mir sicher, das hier muss Wolke Sieben sein und geistesabwesend zupfen meine Finger ein Stück Wolke ab und dann zergeht auch schon ein Stück vom Himmel in meinem Mund…
„Hallo? Hallooo…??“
Jäh werde ich aus meinem Tagtraum gerissen und zucke leicht vor der Hand zurück, die vor meinem Gesicht herumwedelt. Mein Mitbewohner sieht mich fragend aus braunen Knopfaugen an. Liebevoll, aber bestimmt schiebe ich seine noch immer wedelnde Hand zur Seite. „Sorry, ich war kurz weg.“
„Hab ich gemerkt. Wie dem auch sei – willst du das noch essen?“ Er deutet auf das goldige Brötchen, das noch immer dampfend vor mir auf dem Teller seinen Duft verströmt. Ein kleines Stück ist bereits abgebissen. Ich lächle. Wie ich schon sagte: Spannende, aufregende Ereignisse und Frühstück liegen ziemlich dicht beieinander. Und auf die Gefahr hin, dass beim nächsten Frühstück die Männer in den weißen Kitteln mit am Tisch sitzen, beiße ich erneut in die fluffige Brioche – und lasse mich wieder weit nach oben in die Ferne tragen…
Briochebrötchen mit Erdbeer-Chia-Konfitüre (für 16 Stück)
Für die Konfitüre:
250 g (TK-)Erdbeeren
2 Pck. Vanillezucker
1 El Zitronensaft
2 El Chiasamen
Für die Brioche-Brötchen:
500 g Mehl (Type 405)
1/2 TL Salz
50 g Zucker
0,1 g Safran (gemahlen)
1 Pck. Trockenhefe
150-200 m lauwarmer Haferdrink (Barista)
250 g weiche, vegane Margarine, gewürfelt
50 ml Haferdrink
1 Prise Kurkuma
Zubereitung:
250 g Erdbeeren waschen, putzen und grob würfeln (TK Erdbeeren auftauen lassen). Mit Vanillezucker und Zitronensaft in ein hohes Gefäß geben und pürieren. Dann die Chiasamen unterrühren und mind. 2 Stunden (besser über Nacht) quellen lassen.
Mehl, Salz, Zucker, Safran und Hefe in einer großen Schüssel mischen. Lauwarme Haferdrink und Margarinewürfel zugeben und alles in der Küchenmaschine ca. 5 Minuten zu einem glatten Teig kneten. Diesen zu einer Kugel formen, an einem warmen Ort abgedeckt gehen lassen, bis sich sein Volumen verdoppelt hat.
Den Teig erneut durchkneten und in 17 Portionen teilen. 16 Portionen zu kleinen Kugeln formen und mit der Naht nach unten in gewellte Brioche-Formen (oder Papier-Muffinförmchen) legen. Aus der übrigen Teigportion 16 kleine Bällchen formen und auf die Brioche drücken.
Haferdrink und Kurkuma verrühren, die Brioche damit bestreichen und nochmal abgedeckt 15 Minuten gehen lassen.
Den Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen, die Brioche auf unterster Schiene ca. 25 Minuten goldbraun backen. Dann herausnehmen, vorsichtig aus den Formen lösen und auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.
Mit der frischen Erdbeer-Chia-Konfitüre servieren.
